Aka’n Chill Volume 2| SoSe 2018

Aka’n Chill Volume 2| SoSe 2018

Ganze zehn Mal war ich wieder im Aka und habe freitags meine Eindrücke bei uniFM geteilt. Für alle, die den Uni-Filmsommer noch einmal nacherleben möchten oder gerne wüssten, was ich so über ihren neuen Lieblingsfilm denke: Dieses Dossier fasst alle Beiträge zu meinen Aka-Besuchen zusammen.

Wieder habe ich mir zu Semesterbeginn das Aka-Programm in die Hand genommen und mir gewissenhaft Filme in meinem Kalender notiert, die ich dringend einmal sehen wollte. Alle möglichen Ecken hatten mir vorher bereits zugeflüstert, dass Call Me by Your Name herausragend schön sein soll. Über Three Billboards Outside Ebbing, Missouri wurden Preise und Kritikerlob ausgeschüttet. The Room gilt als schlechtester Film, der jemals auf einer Kinoleinwand zu sehen war und Buster Keaton (The Navigator) als vielleicht bester Slapstickautor aller Zeiten.

Dieses Semester standen für mich die Perlen im Vordergrund, die sich das Aka-Team in sein Programm für das Sommersemester 2018 geschrieben hat. Obskuritäten habe ich – im Gegensatz zum Winter – weitestgehend ausgelassen. Allerdings waren der japanische Anime Kimi no Na wa und der französische Gefängnisfilm Un prophète eben die Herausforderungen, auf die ich mich jedes Semester im Aka dann doch gerne eingelassen habe.

The Square (2016) am 17.04.2018 im Aka

Der schwedische Regisseur Ruben Östlund wurde nicht nur dank seinem vorherigen Film Turist (im deutschen Verleih: Force Majeure) zu einem internationalen Namen. Sein YouTube-Video zur verpassten Nominierung bei den Oscars entwickelte sich ebenso zu einem kleinen Hit, mit dem er immer wieder in Verbindung gebracht wird. Für den Kunstfilm The Square bekam er dann 2017 auf dem Filmfestival von Cannes – sozusagen als Entschädigung – die Goldene Palme verliehen.


 

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) am 24.04.2018 im Aka

Spätestens seit In Bruges ist Martin McDonagh ein gern gesehener Gast bei WG-Filmabenden und Filmdiskussionen unter Fans. Mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri drehte er einen Film, der sich kaum noch seiner typischen verqueren Komik bedient und sich stattdessen traut, in manchen Momenten bitterernst zu werden. Insbesondere seine Besetzung läuft in diesem Drama über die Frustrationen im amerikanische Hinterland zu ganz besonderer Form auf.


 

The Room (2003) am 04.05.2018 im Aka

Auch wenn The Room unter Filmkritikern teilweise als vielleicht schlechtester Film, der jemals im Kino lief, gehandelt wird, habe ich mich bei der Vorführung köstlich amüsiert. Der Aka bot darüber hinaus ein Double Feature an: James Francos The Disaster Artist, der sich mit der Entstehung von Tommy Wiseaus Perle beschäftigt, war direkt im Anschluss zu sehen. Die Vorführung dieses Kino-Meilensteins wurde zu einer großen Party. Der HS 2006 war rammelvoll, es wurde gemeinsam gelacht, die Leinwand angebrüllt und über unsinnige Szenen kollektiv geseufzt.


 

The Disaster Artist (2017) am 04.05.2018 im Aka

James Franco ist bekannt dafür, dass er gerne popkulturelle Phänomene mit seinen engen Vertrauten wie Seth Rogen oder Bruder Dave verfilmt. Selten sind diese Projekte aber große Kinofilme, wie The Disaster Artist. Die verrückte Geschichte der Freundschaft zwischen Tommy Wiseau und Greg Sestero – und wie daraus The Room entstand, hat alle im Aka-Publikum berührt, die bereits das Original zuvor gesehen hatten. Ein erhebender Abschluss für einen schönen Kinoabend.


 

Call Me by Your Name (2017) am 08.06.2018 im Aka

Der Publikumshit des letzten Jahres lief bereits zum zweiten Mal dieses Sommersemester im Aka. Wieder war der Saal komplett gefüllt. Im HS 2006 herrschte schwere Hitze, während auf der Leinwand eindrucksvolle Bilder aus dem sommerlichen Norditalien zu sehen waren. Gerne wäre so mancher von uns gemeinsam mit den Figuren in einen nahegelegenen See gesprungen. Von diesen sommerlichen Eindrücken wird die Liebesgeschichte zwischen Elio und Oliver begleitet, die sich auf dem Anwesen von Professor Perlman – Elios Vater – kennenlernen.


 

Un prohète (2009) am 13.06.2018 im Aka

Mit der Reihe „Eingesperrt“ zeigte der Aka vier Filme über das Gefangensein – dabei standen Figuren im Vordergrund, deren Leben sich hinter hohen Mauern abspielt. Un prophète erzählt die Geschichte eines jungen Franzosen algerischer Herkunft, der im Gefängnis zum Mann wird. Dabei macht der Film keine Anstalten, das Leben dort zu beschönigen. Selten haben Gefängniszellen so hässlich und traurig auf mich gewirkt.


 

Moonrise Kingdom (2012) am 21.06.2018 im Aka

Das Highlight dieses Semesters. Wes Andersons Film über zwei Kinder, die sich verlieben und von zu Hause ausbrechen, ist ein Meisterstück. Gerade einmal 95 Minuten lang, aber so dicht, dass ich mir wie auf einem Ausflug in eine andere Zeitrechnung vorkam. Durch die Augen der beiden Kinder erhalten wir das Bild von einer engen, lieblosen und letztendlich traurigen Erwachsenenwelt, die den Bezug zur Schönheit des Lebens größtenteils verloren hat.


 

Kimi no Na wa (2016) am 04.07.2018 im Aka

Nur wenige japanische Animes schaffen es in deutsche Kinosäle. Diejenigen, die sich auskennen, müssen auf DVD’s oder Streamingdienste zurückgreifen. Schön, dass der Aka seinem Publikum die Möglichkeit gab, einen der erfolgreichsten japanischen Animationsfilme aller Zeiten auf der großen Leinwand zu sehen. Allein die Farben, die vielschichtigen Zeichnungen und der elegante Stil der Bilder waren bereits den Besuch wert.


 

Safety Last! (1923) am 19.07.2018 im Aka

Mit der „Langen Nacht des Slapstick“ verabschiedete sich dieses Semester der Aka von seinem Publikum. Für diesen besonderen Abend waren die Stummfilmmusiker Günter A. Buchwald und Frank Bockius eingeladen, zwei Slapstick-Klassiker aus den 1920ern zu begleiten. Den Anfang machte Safety Last! mit Harold Lloyd. Dessen berühmteste Aufnahme zeigt einen Mann, der 16 Stockwerke über dem Boden an einem Uhrzeiger hängt. Der Film erwies sich als Lachgewitter, das alle im Publikum miteinander verband.


 

The Navigator (1924) am 19.07.2018 im Aka

Buster Keatons The Navigator schloss die Slapstick-Nacht im Aka mit großem Hurra ab. Buchwald und Bockius liefen zu Hochform auf, während Buster Keaton es schaffte, seinen Film mit jeder Szene noch ein wenig extremer werden zu lassen. Daraus folgte schallendes Gelächter und minutenlanger Applaus. Ein Buster-Keaton-Film, als hervorragend restaurierte 35mm-Filmkopie gezeigt, steht beispielhaft dafür, wie zeitlos großartige Kunst ist.


 

Eine gute Seite des Aka ist, dass mir das Programm neben vielen Obskuritäten und Herausforderungen auch eine Zusammenstellung von Filmen bietet, die das Team für besonders gelungen hält.

So wurde das Sommersemeter 2018 für mich eine richtige Goldader. Kein Film, den ich gesehen habe, hat mich wirklich enttäuscht. Viele, wie The Disaster Artist oder Safety Last!, waren handwerklich auf sehr hohem Niveau. Wes Anderson und Buster Keaton boten tatsächliche Meisterstücke an. So macht das Filmegucken Spaß und jeder Besuch wird zu einem Erlebnis. Darin setzt sich der Aka vom klassischen Kinoprogramm ab!

 

Wer sich gerne meine Filmkritiken (Aka’n Chill | WS2017/18) vom vergangenen Winter anhören möchte, wird hier fündig.

Das uniFM-Dossier zum 60-jährigen Bestehen des Aka-Filmclubs könnt ihr euch hier anschauen.

Fotos: Ilyas Buss
Autoren:
Veröffentlicht am 10. September 2018

Empfohlene Artikel