Klaus Johann Grobe, Livesession und Interview

Klaus Johann Grobe, Livesession und Interview

Hinter Klaus Johann Grobe steckt kein schrulliger Volksmusiker und auch kein verschrobener Physiker. Es ist der Name eines mit Krautrock, Funk und Psychedelic-Pop liebäugelnden, vierköpfigen Bandprojekts aus Zürich und Basel. Mit ihrer kauzigen Mixtur aus analogem Retro-Charme und assoziativen, deutschsprachigen Texten zählen sie zu den derzeit spannendsten Musikexporten der Schweiz. Wir haben die Band deshalb ins uniFM Studio für eine Livesession eingeladen und mit ihnen im Anschluss über singende Drummer, tanzende Flötisten und – natürlich – die Wahl ihres Bandnamens gesprochen.

uniFM: Die Geschichte eures Projekts liest sich auf den ersten Blick einigermaßen unwahrscheinlich. Eure erste Platte habt ihr komplett in Eigenregie aufgenommen und verbreitet. Dann kam ein britisches Label auf euch zu und kaufte alle Restexemplare auf. Es folgte ein Signing beim Amerikanischen Label Trouble In Mind sowie Support-Tourneen für Acts wie The Growlers und die Temples. Und das alles mit einem Sound, der in Kombination mit den deutschsprachigen Texten doch einigermaßen kauzig daherkommt. Warum reagiert vor allem die internationale Musikszene so euphorisch auf eure Musik?

Sevi: Es hat sich von Anfang an wie ein internationales Projekt angefühlt. Die internationale Aufmerksamkeit hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir von Anfang an in der Krautrock-Nische verortet wurden. Das Genre erlebte zu der Zeit ein massives Revival. Und wahrscheinlich galten wir bei Krautrock-Fans mit unseren deutschsprachigen Texten als besonders real. Das ist zumindest meine Theorie.

uniFM: War es deshalb auch eine bewusste Entscheidung auf deutsch zu texten?

Sevi: Nein, das ist uns anfangs einfach so passiert. Mittlerweile sind wir aber froh über diese Entscheidung. Wir können uns so viel besser ausdrücken, besser mit Wörtern und der Grammatik spielen.

uniFM: Kommen wir zu einem anderen Kuriosum eurer Band – zu eurem Setup. Ihr seid eine der wenigen Bands, bei der der Drummer auch einen Teil der Lead-Vocals übernimmt. Damit brecht ihr mit dem Stereotyp klassischer Bandgefüge, in denen der Sänger als Gitarrist oder Bassist vorne am Bühnenrand steht. Wie wirkt sich ein singender Drummer auf das Zusammenspiel als Band aus?

Daniel: Ich glaube, das macht live schon einen ziemlichen Unterschied. Als wir angefangen haben, waren wir nur zu zweit auf der Bühne. Wir haben damals sehr viel mit Doppelgesang experimentiert. Und diese Idee, dass man die Band nicht um einen einzigen Frontmann herum ausrichtet, stammt wahrscheinlich noch aus dieser Zeit.

Sevi: Es hat auch damit zu tun, dass wir beide sitzen, er am Schlagzeug, ich an der Orgel. Die Bassisten hätten eigentlich die freie Wahl gehabt, ob sie stehen oder sitzen wollen, sitzen jetzt aber auch. Ich glaube, das ist schon für viele Zuschauer etwas ungewohnt, für uns aber natürlich sehr bequem.

Daniel: Wir haben uns dafür jetzt einen tanzenden Flötisten zugelegt.

uniFM: Er ist für die Dynamik auf der Bühne zuständig?

Sevi: Genau!

uniFM: Letzte Frage, und ich bin mir ziemlich sicher, zu der habt ihr mittlerweile eine Floskel parat, um Presseleute abzuspeisen. Was ist die Geschichte hinter eurem Bandnamen Klaus Johann Grobe?

Daniel: Wir haben einfach mit Namen herumjongliert und Klaus Johann Grobe war dann unangefochten der beste Vorschlag.

Sevi: Wir fanden es außerdem lustig, dass jeder andere Dinge mit dem Namen assoziiert – ob schrulliger, alten Poet, Physiker oder Heimorgelmensch.

Info

Mehr Informationen zur Band Klaus Johann Grobe

Das Interview führte Julian Tröndle
Foto: Julia Nestlen
Autoren:
Veröffentlicht am 14. November 2016

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