Das Semester hat begonnen, der Kampf auf dem Wohnungsmarkt geht weiter. Verstärkt wurde die Zimmerknappheit in diesem Jahr durch den Wegfall des Zivildienstes und den Doppeljahrgang. Einige Studierende kamen in der Notunterkunft unter. Bevor sie geschlossen wurde, hat Ann-Christine sie besucht.
Laute Pop-Musik ertönt, als ich mit dem Wohnheimtutor, Jan Leike, die Treppen in den Keller von Haus 60 der Stusi hinuntergehe. Unten im Treppenhaus befinden sich ein paar zusammengestellte Tische, um die herum ein paar Studierende sitzen, die Pizza und Kuchen essen und sich unterhalten. Einige stehen im Flur, denn genügend Stühle gibt es nicht.
Hier ist sie also: Die Notunterkunft für Studierende.
Für acht Euro pro Nacht können wohnungslose Studierende zu Semesterbeginn in der Notunterkunft vorübergehend unterkommen. Wenn die Notunterkunft ausgebucht ist, müssen die Studierenden sie allerdings nach zehn Tagen wieder verlassen. “Das hat bisher jedoch nie ein Problem dargestellt“, sagt Leike.

Einblick in den Schlafraum der Männer.
Die Notunterkunft ist ein Ort, der Studierenden erst einmal ein Dach über dem Kopf bietet, wenn sie nach Freiburg kommen und kein Zimmer finden. Und anders, als in den Mythen, die von 500 Feldbetten in Turnhallen berichten, ist die Notunterkunft „echt okay“, meinen die Studierenden, die dort wohnen.
Jan Leike fügt hinzu: „Viele Studenten sind dankbar dafür, eine Unterkunft zu haben.“
Schlafen ist nicht so einfach
Dass die Studierenden in der Notunterkunft kein Internet haben und die Ruhezeiten nicht immer strikt eingehalten werden, sind die größten Probleme. Einige Studierende wiesen darauf hin, dass es mit so vielen Leuten in einem Raum nicht immer einfach sei, zu schlafen, da immer jemand rein und raus ginge, es unruhig sei.
Von der Etage darüber, wo junge Familien mit kleinen Kindern wohnen, gab es Beschwerden über die laute Musik nach 22 Uhr. „Das kam jedoch nur einmal vor und auch ansonsten haben wir keinen Stress, die Gemeinschaft ist groß“ sagt Max, der hier bis zur Schließung wohnte und seine Mitbewohner bestätigen ihn.

Die Gemeinschaft zählt. Max und seine Mitbewohnter in der Küche der Notunterkunft.
35 der 50 zu vergebenen Betten waren in der letzten Oktoberwoche noch belegt, das Zahlenverhältnis zwischen Männern und Frauen relativ ausgeglichen. 35 Betten – eine recht hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass die Notunterkunft am 2.11. geschlossen wurde und die Studierenden endgültig ausziehen mussten.
Was machen die Studierenden nun? Einige der Bewohner haben sich zusammengeschlossen und sich erfolgreich auf Wohnungssuche begeben, eine WG gegründet, andere, wie Max, wissen noch nicht, wo sie bleiben werden. „Wahrscheinlich gehe ich in ein Hostel“, sagt er gelassen. „Aber es steht auch noch die ein oder andere WG-Besichtigung an.“
Die Notunterkunft – ein Tropfen auf den heißen Stein?
Die Wohnungsknappheit in Freiburg besteht nach wie vor. Insbesondere für ausländische Studierende ist es häufig schwer, eine Bleibe zu finden.
„Wir helfen ihnen, führen Telefonate und vereinbaren Besichtigungstermine“, erzählt Max und verweist auf die große Solidarität in der Notunterkunft. Auch findet er es interessant, „auf so viele Studenten aus ganz unterschiedlichen Regionen zu treffen“.
Dies ist die positive Seite der Notunterkunft, die das Problem der Wohnungslosigkeit vorübergehend in den Hintergrund rückt, Chancen eröffnet, indem man sich zusammentut und WG-Neugründungen plant.

Die Studentensiedlung am Seepark. Hier befindet sich die Notunterkunft des Studentenwerks.
Die Notunterkunft hilft dabei Freunde zu finden, sich in Freiburg einzufinden, bietet vorübergehend ein Dach über dem Kopf, gewährt Aufschub bei der Wohnungssuche. Der prekären Situation auf dem Freiburger Wohnungsmarkt kann sie jedoch nicht entgegenwirken.
Infos
Infos zur Notunterkunft, die für alle Studierenden zu Beginn des Wintersemesters geöffnet ist, gibt es bei:
Jürgen Landenberger
Tel. 0761 – 2101-204
E-Mail: zimmer@studentenwerk.uni-freiburg.de
www.studentenwerk.uni-freiburg.de
Auch Timo musste erst mal auf sein Zimmer warten. Hanna Teepe hat nachgefragt, was er tut, bis er in sein neues Zuhause einziehen kann
Timo kommt aus Reutlingen und studiert Europalehramt an der PH. Er hatte Glück bei seiner Wohnungssuche: Alte Bekannte haben eine Ein-Zimmer-Wohnung. Jedoch wird diese noch bewohnt und Timo kann erst ab November einziehen.
Bis dahin wollte er erst bei einer Freundin mitwohnen, was dann aber doch nicht geklappt hat. Glücklicherweise konnte er dann noch kurzfristig für zwei Wochen bei einem Zivi-Kollegen unterkommen. „Das war mir zuerst zwar etwas unangenehm, aber ich habe mich dann ziemlich schnell wohl gefühlt. Aber ich bin schon froh bald meine eigenen vier Wände um mich zu haben.“
Fotos: Ann-Christin KinzerVeröffentlicht am 16. November 2011